Branchenwissen

Neustart der Digitalisierung der Energie: Dieser Gesetzentwurf stellt die Weichen für die Energiewende

Der Energiesektor befindet sich in einem digitalen Wandel, um den nötigen Beitrag zu einer klimaneutralen Zukunft zu leisten. Um diese Veränderungen im Energiesektor teilweise erst zu ermöglichen und voranzutreiben, wurden in den letzten Wochen wichtige Grundlagen mit dem Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende (GNDEW) geschaffen, das am 20. April 2023 vom Bundestag verabschiedet wurde. Besondere Aufmerksamkeit fiel zuletzt auf die Möglichkeit von virtuellen Summenzählern, auch um den Ausbau von Photovoltaikanlagen (PV) in Wohn- und Gewerbeimmobilien deutlich zu beschleunigen.

Ziel des GNDEW:

Mit dem GNDEW soll in Deutschland die Digitalisierung der Energiewende durch einen beschleunigten Rollout intelligenter Messsysteme gefördert werden. Es zielt darauf ab, den Einsatz erneuerbarer Energiequellen zu beschleunigen, die Energieeffizienz zu erhöhen und Innovationen im Energiesektor zu fördern.

Das GNDEW führt verschiedene Änderungen im rechtlichen und regulatorischen Rahmen ein, um den Übergang zu einem digitalisierten Energiesystem zu ermöglichen.

Mit intelligenten Messsystemen, vor allem dem Smart-Meter-Gateway (SMGW), werden auch die technischen Voraussetzungen für die Abrechnung variabler Tarife und die Steuerbarkeit von Anlagen geschaffen, mit denen gleichzeitig Datenschutz gewährleistet werden soll.

Bedeutung von Summenzählern

Damit exakte Abrechnungen möglich sind, braucht es Summenzähler, die Verbräuche genau ermitteln und die Messwerte an intelligente Messsysteme kommunizieren. Aktuell gibt es zwei verschiedene Summenzähler, physische und virtuelle, wobei bisher nur physische Summenzähler Anwendung finden. Mit dem GNDEW soll es nun auch ermöglicht werden, stattdessen auf virtuelle Summenzähler zu setzen.

Der Unterschied zwischen physischen und virtuellen Summenzähler: Der physische Summenzähler wird installiert, um den kollektiven Solarstromverbrauch mehrerer Verbraucher sowie den Solarstromüberschuss am Netzanschlusspunkt zu messen.

Typischerweise erfordert der physische Summenzähler aufgrund der elektrischen Belastung eine Wandlermessung mit eigenem Wandlerschrank, was bei PV-Anlagen auf Mehrfamilien- und Gewerbeimmobilien zusätzliche Kosten von ca. 8.000 € pro Netzanschluss verursacht. Das macht etwa 20% der Gesamtkosten aus und die Installation für mehr als 50 % der eigentlich dafür geeigneten Objekte unwirtschaftlich.

Bei virtuellen Summenzählern hingegen handelt es sich um digitale Berechnungen, die den Energieverbrauch in 15-Minuten-Intervallen (statt jährlich) messen, überwachen und aufzeichnen können, ohne dass physische Zähler erforderlich sind.

Virtuelle Summenzähler können an verschiedenen Stellen des Energienetzes installiert werden, z. B. in Haushalten, Unternehmen oder Anlagen für erneuerbare Energien. Sie sammeln Daten über den Energieverbrauch und speisen sie zur Analyse und Abrechnung in das digitale System ein.

Vorteile von virtuellen Summenzählern

Virtuelle Summenzähler bieten mehrere Vorteile, z. B. eine höhere Genauigkeit bei der Messung des Energieverbrauchs, Kosteneinsparungen durch Fernüberwachung und -verwaltung sowie Flexibilität bei der Anpassung an den sich ändernden Energiebedarf.

Durch die viertelstündliche Erfassung von Stromproduktion und -verbrauch haben Netzbetreiber eine hohe Transparenz über die Auslastung im Verteilernetz. Virtuelle Summenzähler bieten zudem mehr Flexibilität für Stromverbraucher*innen in Liegenschaften mit Solarstromversorgung.

Es fallen keine technische Umbaumaßnahmen an, damit Stromverbraucher*innen in die Eigenverbrauchsgemeinschaft ein- oder wieder heraustreten. Vor allem erspart es aber die hohen Mehrkosten der physischen Summenzähler, sodass deutlich mehr Immobilien mit PV-Strom versorgt werden können.

Änderungen im GNDEW:

Das GNDEW bringt erhebliche Änderungen bei der Regulierung virtueller Summenzähler mit sich. Es schreibt die Verwendung virtueller Summenzähler in bestimmten Szenarien vor und definiert die technischen Anforderungen für deren Betrieb. So müssen virtuelle Summenzähler beispielsweise bestimmte Datenschutz- und Cybersicherheitsvorschriften erfüllen, um die Daten der Verbraucher zu schützen.

Darüber hinaus führt das GNDEW Bestimmungen für den Datenaustausch zwischen virtuellen Summenzählern und Energieversorgern ein, um eine genaue Abrechnung und ein effizientes Netzmanagement zu ermöglichen.

Die Änderungen des GNDW haben erhebliche Auswirkungen auf virtuelle Summenzähler im Energiesektor. Vor allem aber bieten sie Chancen für mehr Digitalisierung, Transparenz und Effizienz im Energiemanagement und den Ausbau erneuerbarer Energien.

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